Die Route
Irgendwann an einem Mittwoch im Sommer 2000 entstand am Motorradstammtisch eine Diskussion, mal auf einen
anderen Kontinent ein Enduroabenteuer zu starten. Schnell standen die Teinehmmer, das Ziel und der Zeitpunkt
der Reise fest. Bernd Uhl, Jürgen Steinke, Heimo Dallhammer und ich wählten Bolivien für 3 Wochen mit
Start im November aus.
Wir organisierten Tickets für Hinflug 17.11., Rückflug 4.12.2000 aus, losten aus, wer wann auf dem Motorrad, und wer
wann im Jeep sitzt ( das verhindert Diskussionen bei der täglichen Wahl des betreffenden Fahrzeuges). 2 Motorräder
(1x 200er und 1x 600er Endurohonda und ein Toyota Landrover wurden für die besagte Zeit in La Paz über `s Internet
gebucht. Die Abfahrt rückte schnell näher und sorgte schon für einige Nervosität, da es ja unsere 1. Überseetour war.
Dann ging`s los. Treffpunkt war der 17.11. um 5 Uhr 30 zum Weißwurstessen bei Heimo in Nürnberg. Heimo`s Frau
Heidi war dabei sehr besorgt und wollte ihn auf einmal nicht ziehen lassen. Als das dann geklärt war fuhr uns Jürgen
mit dem Leihmondeo nach Frankfurt zum Flugplatz. Bei der Gepäckaufgabe lässt sich Bernd erwischen, wie er sein
Pfefferspray vom Hand- ins Hauptgepäck verstauen will. Natürlich wird ihm die "gefährliche" waffe sofort abgenommen.
sonstiges einchecken war problemlos. Nach 9stündigen Flug erreichten wir pünktlich um 13 Uhr 45 Chicago bei leichtem
Schneefall. Das 1. Mal wurden wir mit einer Raucherzone konfrontiert (1 stickiger Raum von 9 qum. Bei Sonnenunter-
gang starteten wir weiter Richtung Miami, das wir nach 2 Stunden erreichten. Um 23 Uhr 30 erfolgte der Start nach
La Paz mit einer kleineren Maschine, da der dortige Flugplatz auf 4000m Höhe liegt und für große Maschinen
nicht anfliegbar ist. Gott sei dank ließ sich Heimo morgens um 5 Uhr erweichen, mir seinen Fensterplatz zu
überlassen und ich konnte einen herrlichen Sonnenaufgang über Südamerika erleben. Unter mir erwachte
das weite Amazonasbecken, ich erkannte die Lichterkette von Porto Velio und dann die mächtigen
Nebenflüsse des Amazonas. Sehr beeindruckend dann die ersten schneebedeckten Andenberge, und nach
28 Stunden kamen wir müde am kleinen Flughafen in La Paz an.
Wir holten unser Gepäck und wurden von Massillio (Chef des des Hondastützpunktes in La Paz) mit seinem
Toyotalandrover freundlich empfangen und ab ging`nach La Paz City. Es war noch zu früh zum Geldwechsel
und so setzte uns Massillio am San Franzisko Platz ab, gab uns 200 Boliviar und 1,5 Std zur Erkundung.
Jürgen setzt erste Mails nach Deutschland ab, während wir das morgentliche Treiben im Center
von La Paz beobachteten. Strassenverkäufer bieten uns Uhren, Versteinerungen, Charrangos und sogar
irgendwelche getrocknete Tierembrios von Lamas an. Weiter waren sehr viele Indios zum betteln auf den
Plätzen. Um 10 Uhr 30 holt uns Masillio ab. Wir fahren zu seinem Geschäft und lernen Nusillio, den
Mechaniker, kennen. Wir checken die Motorräder, die 200er hat erst 400km, die 600er 13000km.
Auf dem Weg zur Tanke stellt Heimo, unser Kfz-Meister, fest, dass die 200er zuwenig Leistung hat ( lag
aber an der extremen Höhe, 3600m). Bei der 600er, die Jürgen fährt, geht gleich der Sprit aus. Heimo tankt
Kanister voll Sprit. Wir fahren steil bergauf in ein Armenviertel. Dort wird beim Toyota noch mit eine Kardanwelle
eingebaut und los kann`s gehen mit unseren 3 Fahrzeugen. Die Hälfte der Fahrzeugmiete (1200 US Dollar)
haben wir angezahlt und Masillio begleitet uns noch bis zum Ortsende La Paz in Richtung Corioco hoch
oben auf über 4000 Meter.
Samstag 18.11.2000 Km 90
Wir tanken noch unsere Vehicel voll, bevor wir uns auf eine der schönsten und gefährlichsten Strecken
der Welt begeben. Den Toyota steuert Bernd, ich bin Beifahrer, Heimo hat die 200er und flucht
über die geringe Leistung, Jürgen fährt die 600er.
Inzwischen sind wir auf 4600 Meter, breite Teerstraße, Hunde links wie rechts. Nach 30 km wird die Straße
enger und der Teer hört auf. Ab hier beginnt der Linksverkehr, das ist in Bolivien so geregelt, dass bei
Gefällstrecken der bergabfahrende an der Bergseite und der bergauffahrende an der Abgrundseite fährt.
Wir wir später erlebten, liegt das aber auch immer wieder im Ermessen des Fahrers, man muss höllisch
aufpassen, auf welcher Seite einem Fahrzeuge entgegenkommen.
Wir wurden diesbezüglich auch von Masillio schon gewarnt.
Man kann es sich garnicht vorstellen, dass wir uns auf der Hauptverkehrsader zwischen Brasilien und Bolivien
befinden. Immer wieder gibt es haarstäubende Ausweichmanöver, wenn uns Busse oder LKW`s
entgegenkommen. Da wir bergabfahren müssen wir vorerst nicht auf die brüchigen Randstreifen unmittelbar
am Rand der 100-300m tiefliegenden Schlucht ausweichen.
Aber selbst LKWs müssen an Bussen oder anderen LKWs vorbeikommen, auch wenn der bergabfahrende manchmal
weit zum nächsten Ausweichplatz zurückstoßen muss. Top Gear Bolivia in YOU TUBE Von rechts stürzen Wasserfälle
auf die Sraße,
die diese in Rutschpisten verwandeln, links ind der Schlucht liegen immer wieder ausgebrannte Autowracks. in 3 Stunden
überwinden wir 3400 Höhenmeter, dabei kommen wir durch verschiedene Indiodörfer, wo uns Pollos, Meerschweinchen
und andere Speisen angeboten werden. Unseren Durst stillen wir mit Pepsi oder Cocacola.
Gegen 17 Uhr erreichten wir Yoloso, ein weiteres Indiodorf, vo dort ging es dann wieder auf 1750 Meter nach
Corioco. Auf den letzten Kilometern nahmen wir einen Kalifornieer mit. Er lebt schon seit 15 Jahren in dem
Ort und kümmert sich um die Wasserturbinen im Tal. Er freut sich genauso wie wir über die Bekanntschaft
und empfielt uns das Hotel Esmiralda, das von einem Deutschen geleitet wird. Die letzten Meter durch
Coroiko gestalten sich sehr stei und eng. Wir duschen noch und fallen todmüde in die Betten.
Ganz früh morgens mache ich mich auf und erklimme einen kleinen Berg, von wo ich eine
herrliche Aussicht auf die gegenüberliegenden Berge , die wir gestern herabgekommen sind, habe. Es ist
leicht bewölkt, Wolenfetzen ziehen durchs Tal. Es ist jetzt 6 Uhr 40 und der Sonntag 19.11. wartet auf uns.
Sonntag 19.11.2000 km 150 Welch ein Tag
Die grandiose Berg- und Talfahrt findet bis zum Abend ihre Fortsetzung. Links weiter der tiefe Abgrund,
recht die Felswand. Jedes Ausweichen verstzt uns einen Adrenalinstoß. Nach 20km fährt Heimo, heute
auf der 600er, einen Platten. Vorderrad raus, flicken, einbauen, weiterfahren, wieder Platten,
weil man beim Reifenaufziehen ja nicht unbedingt Luft in den Schlauch pumpen muss (Heimo).
Glück im Unglück, die nächste Reifenwerkstatt ist nur 4km weiter. Die flicken den Reifen und so
können wir nach 2 stunden weiterfahren. Um 12 Uhr kleine Pause in einem Indiodorf, und in
Caranavi machen wir dann Mittagspause. Auf der Weiterfahrt geraten in eine Verkehrskontrolle,
weiter kein Problem, nur entdeckt der Polizist ein Cocablatt, aber nach kurzer Diskussion läßt er uns
weiterfahren. Bernd, der heute auf der 200er unterwegs ist, fährt ständig mit offenem Visier, sein
Gesicht ist von einer Staubkruste überzogen, er ist schwärzer als die Indios.
Um 17 uhr 30 kommen wir in St. Pecho an und wählen eine einfache, billige Unterkunft.
Obligatorische Dusche und dann gehen wir zum Essen.
Montag 20.11.2000 km 205 mein erster Motorradtag
Nach Kaffee und Lomo (Rindfleischfilet wurde, glaube ich, "längs geschnitten" also nicht wie bei uns
in Medaillons) brachen wir gegen 8 Uhr auf. Der Weg wurde merklich besser, die Landschaft war nur
noch hügelig. Nach 40km kehrten wir ein, während sich Bernd einen Olateller (eine Art Giros)
schmecken ließ, reichte uns 3 ein Cocatee und ein Glas Bier. Nachdem wir unsere Fahrzeuge vollgetankt
(natürlich aus Fässern) hatten, fuhren wir jetzt im absoluten Flachland auf ca. 300m Meereshöhe.
Yucuma war erreicht und ich konnte das vorher abgegangene vordere Schutzblech meiner 200er wieder
montieren lassen. wir ließen uns einstweilen frische frische Ananas und irgenendein nichtdefinierbares Tier (vielleicht
Papagei) servieren. Dann ging`auf der sandigen Pampa weiter Richtung heutigen Zielort Rurrenabaque.
Es war gefährlich sandig und 40 km vor R. war die Luft von Bernd`s 600er Vorderrad wieder raus.
Wir versuchten es mit Luft aus der Dose, doch es reichte nur für 500 Meter. Es gab nur eine Möglichkeit,
Rad nach R., flicken lassen, und wieder zurück.
Das besorgten Jürgen und Heimo, während Bernd und ich in sengender Hitze zurückblieben und den gierigen Mücken
unser Blut zur Verfügung stellten. Ab und zu wurden Kühe, Stiere und Schaafe den Weg entlang zur nächsten Weide
getrieben. Endlich gegen 18 Uhr kamen unsere beiden Freunde zurück und wir konnten unseren Weg nach
R. fortsetzen.
Kurz vor R. hatten wir einen Unfall mit einem Huhn, das dabei leider sein Leben verlor. Gerade bei Sonnenuntergang
erreichten wir das Hotel Beni. Unsere durchschwitzten Körper freuten sich auf eine kalte Dusche, leider hatte das
Hoten an diesem Tag kein fließend Wasser und wir konnten uns nur mitabgestandenem Wasser aus einem Eimer
behelfen. Dann folgte das Abendessen. Dazu gingen wir in den kleinen Ort, Die Beleuchtung fand an diesem Abend
auch nicht statt und wir konnten uns nur im Taschenlampenlicht bewegen. Es waren einige Grills aufgebaut, Heimo
entschied diesmal den Platz für unser Gourmetessen. "Oh hier gibt`s Klasse Schaschlik" und schon hatten wir die
Plätze eingenommen. Als es dann serviert wurde, rümpfte als erster unser etepetete Jürgen die Nase `das ess
ich nicht`. Wie sich bei dei Obduktion herausstellte, handelte es sich bei "Heimo`Schaschlick um einen gefüllten
Dickdarm. Wenn man den Inhalt rausdrückte, war das Produkt undefinierbar und Jürgen,Bernd und Heimo
bestellten sich Lomo, ich aß das "Schaschlick", allerdings nicht gerade mit Appetit auf mehr. Dazu gab es kostliches
Cervessa.
Danach buchten wir noch für den nächsten Tag einen Dschungeltrip, bei dem wir garantiert Krokodile
und fremartige Vögel sehen werden. Danach kehrte ich zurück ins Hotel und musste feststellen, dass uns
150US Dollar fehlten. Die anderen kamen dann nach einer Stunde auch zurück.
Dienstag 21.11. km 85
Der Jetleg plagt mich noch immer. Um 21 Uhr werde ich müde und ab 4 Uhr kann ich nicht mehr schlafen. Nun ist
es 5 Uhr 30, ich sitze auf dem geplasterten Hof des Hotels und kann nicht raus zum Rio Beni, der an Rurrenabaque
vorbeifließt. Es ist bewölkt und heute nacht hat es stark gewittert. Um 7 Uhr konnte ich endlich raus und ging in ein
nahes Lokal zum frühstücken. Es fing an zu regnen, blitzen und donnern. Kurz vor 8 Uhr kehrte ich tropfnass ins
Hotel zurück. der Dschungeltrip fiel ins Wasser. wir überbrückten den Vormittag mit Cervessa im Hotel. Es kam
uns vor, als würde es Petrus nicht nur regnen lassen, sondern es mit Eimern runterschütten. Die Kanalisation
im Ort, die nur aus Gräben am Wegrand bestand, war völlig überfordert. Beim Versuch um die Mittagszeit eine
bessere Lokalität als unser Hotel zu finden, bin ich mit einem Fuß durch ein Brett gekracht und stand bis zum
Knie in der Scheiße. Alle Wge waren komplett unter Wasser. Als wir dann ein kleines Lokal gefunden hatten,
ließ der Regen nach. Wir bekamen American Breakfast (Jürgen, Heimo), Filet Mignon (ich) und Bernd
fastete. Nach unserem ersten Singani (Schnaps, nur verdünnt mit Sprite genießbar) und einigen Cervessas,
gingen wir zurück ins Hotel und entschlossen uns zum Aufbruch. die nächsten 30km bis Reyes waren fast
gänzlich unter Wasser. Unsere Stiefel und Hosen waren rot vom Schlamm. Beim tanken wurde uns mitgeteilt,
dass der Weg nach St. Rosa unter Wasser steht und deshalb gesperrt ist. Laut meinen Informationen gab
es eine Umgehung, die uns 26 km durch tiefe Wasserlöcher in den Dschungel führte und dann an einem
Einödhof endete. Wir trafen dort eine Frau mit ihren 2 Kindern an, die uns freudlich erklärte, dass wir
zurück mussten. Gleich darauf rutschte Heimo mit dem Jeep in einen Graben, konnte sich aber dank Allrad
und Differezialsperre ohne Fremdhilfe befreien. Um 17 Uhr kamen wir wieder in Reyes an, quartierten uns
einem guten Hotel ein und gingen zum Essen. Dabei tauchten glücklicherweise die vermissten 150 US
Dollar wieder auf, die ich Bernd zur Aufbewahrung gegeben hatte. Er hatte sie in seinem Brustbeutel vestaut.
Erste Anzeichen von Alzheimer. Ich musste dehalb meine Freunde zum Abendessen einladen. Bei freundlicher
Athmosphere gab`s Hähnchenteile mit Pommes und natürlich Cervessa. Wir gingen dann auf einem
parkähnlichen Platz spazieren und beobachteten die Dorfjugend, wie sie sich stundenlang auf ihren Mopeds
und Enuros um den Dorfplatz jagten. Es war ein Höllenlärm, wie sie der weiblichen Jugend imponierten. um
21 Uhr 30 ginen wir dann schlafen.
Mittwoch 22.11. km 306
Es ist 7 Uhr, Bernd und ich liegen bei herrlichen Sonnenschein in den Hängematten und wir warten auf Heimo
und Jürgen damit wir nach St.Rosa aufbrechen können. Dieser kleine Ort ist dann schnellerreicht.
Beim Frühstück erkundigen wir uns über die Beschaffenheit des ungefestigten Weges nach Santa Ana.
Die freundlichen Leute zeigten immer wieder, dass wir zurückfahren sollten, wir konnten das aber erst nach
65 km glauben, dass wir uns auf der falschen Strasse befanden, in Richtung Yata. Wir machten Rast im
Casablanca Restaurant, es war wie im Wilden Westen, wir waren in der Llanosebene, hier ist Rinderzuch
angesagt, wir sahen die echten Cowboys. Wir aßen hervorragende Steaks. Von Santa Rosa bis
zum Casablanca fuhren wir in riesige Schmetterlingsschwärm hinein, links und rechts der Straße lagen in
den Tümpeln Krokodile. Wir konnten sie nur an den Augen und Nasenlöchern ausmachen. Ab und zu
zeigten sie sich auch in ihrer vollen Größe (so 1 Meter bis 2,5 Meter) Als ich dann vom Casablanca
losfuhr, bemerkte ich einen Abzweig nach Santa Ana, unserem eigentlichen Tagesziel. Ich fuhr rein in
den Weg, merkte aber kurz darauf, dass die anderen mir nicht folgten. Grund, ohne, dass ich das
mitbekam, erfuhren sie im Casablanca, dass diese Route unbefahrbar sei. Heimo der heute auf der
600er unterwegs war fuhr mir nach und hatte einen Ausrutschter mitten in einer großen Schlamm-
pfütze. Wir fuhren zu zweit zurück ins Casablanca, wo Jürgen und Bernd im Jeep auf uns warteten.
Wir beschlossen weiter nach Jata zu fahren und dort nach rechts Richtung Santa Ana abzubiegen.
In Jata angekommen wurde uns mitgeteilt, dass es die in der Karte eingetragene Strasse nicht mehr
gibt und die einzige Möglichkeit, um nicht ganz nach St. Rosa zurückfahren zu müssen, die vorher
von mir eingeschlagene Route. Wir probierten es, aber die Stimmung war gegen mich. Laut Karte
haben wir ca. 100km bis Santa Ana. Sowie wir uns das zu hause immer vorgestellt haben, Schlamm,
tiefe Wasserlöcher, Engstellen, Furten, Grenzzäune öffnen und wieder schließen. Die Angst irgendwo
in der Pampa übernachten zu müssen, machte sich breit. Wasservorrat hatten wir genug. Nach
30km trafen Jürgen und Bernd einen Reiter, Heimo einen Bewohner eines Urwaldhauses. Beide
rieten uns ab weiterzufahren, da der Weg an einem Berg enden würde. Nun war die Stimmung
völlig am Boden, wir mussten umkehren, das Vertrauen auf meine Streckenführung war dahin.
Für mich war das eben ein Abenteuer, für die anderen ein Grund, sowas nicht mehr zu aktzeptieren.
Für mich war es eben eine Expetizion, für die andern ein Ausflug. sie wollten ab jetzt nur noch Haupt-
straßen befahren. Da auf solcher Tour auch mal was passieren könnte und ich nicht die Verant-
wortung für so ein Unglück übernehmen wollte, gab ich die Streckenführung ab und wollte nur noch
als Passagier mitfahren. Ich dachte sogar an einen Abbruch und eine Rückfahrt nach La Paz. Wir
fuhren also zurück ins Casablanca und dann nach St. Rosa und übernachteten in einem Hotel.
Donnerstag 23.11. km 230
Von St. Rosa ging`s dann in Richtung St. Borgia. Auf einer Brücke sahen wir unten im braunen
Wasser 14 Krokodile. eins davon, ca.3 Meter, reagierte selbst, auf unsere Wurfgeschosse,
mit stoischer Ruhe. Nach 87 km mit einigen Wasserdurchfahrten kamen wir in St. Borgia an.
Wir aßen Fisch zumittag und setzten unsere Fahrt fort. Es wurde, trotz Hauptstraße, der schwierigste
Teil unserer bisherigen Strecke. Heimo und Bernd waren auf den Motorrädern und es fing an zu
regnen. Die Lehmstraße wurde zur Rutschbahn. Beide lagen mehr im Dreck, als dass sie auf den
Mopeds saßen. Bernd war völlig überanstrengt und einem Kollaps nahe. Als Jürgen ihn dann ablöste,
saß er völlig fertig, sprachlos neben mir im Jeep und japste nach Luft und Wasser. Ein einheimischer
junger Motorradfahrer aus Trinidad überholte uns, lud sein Gepäck im Jeep ab, und half Jürgen
und Heimo die richtige Spur durch die tiefen schlammigen Furchen zu finden. Auch dem Jeep wurde
alles abverlangt. Selbst durch lange tiefe Passagen mit Aufsetzen wühlte er sich mit seinem Allrad
durch. Als ich durch ein tiefes Wasserloch fuhr, flog Bernd gegen die Windschutzscheibe, riss den
Innenspiegel ab und verlor seine Brille. Dabei testete er auch das Dach mit seinem Kopf auf Stabilität.
Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir in San Ignacio, 76 km vor Trinidad, an. Im Hotel
Plaza trafen wir Petra, aus Erlangen, die hier ein Jahr verbringen will. sie ist architektin und will hier ihre
Doktorarbeit schreiben, dafür würde sie sich dann unbegrenzt in Bolivien aufhalten können. Mit ihr wurde
es noch ein feuchtfröhlicher Abend mit einigen Bieren, 2 Flaschen Singani und 3 Flaschen Sprite und
Cola. Mit einigen Promillen legten wir uns schlafen, um am nächsten Tag mit schwerem Kopf aufzuwachen.
Freitag 24.11. km 95
Die Strecke nach Trinidad setzte sich so fort, wie tagszuvor nach San Ignazio. Tiefe Furchen im roten Lehm,
ausgefahren von schweren LKW`s beim gestrigen Regen. 30km vor Trinidad zweigt eine Straße ins Isoboro
Secure ab. Sie ist aber noch nicht vollständig durchgehend. es folgen 3 spektakuläre Fährfahrten über den
Marmore und 2 seiner Nebenflüsse. der Marmore mündet dann irgendwo in den Amazonas. dei letzten 10km
sind geteert. In Trinidad empfängt uns ohrenbetäubender Lärm von 2 Radfahrern. Wir holen uns Geld an
einem Bankautomaten und beziehen das Hotel Beni. es ist Mittag 12 Uhr. Nachmittags Spaziergang und Essen
(Chateau Briand) am Plaza. Dann nehmen wir uns eine Siesta bis 18 Uhr. danach machen wir auf
Kultur und besichtigen eine Kirche und einige Läden. Dann landen wir auf dem Volksfest und
lassen uns ein Pollo schmecken.
Um 21 Uhr gehen wir ins Hotel und lassen den Tag ausklingen.
Samstag 25.11. km 260
Frühmorgens um 7 Uhr starten wir vom Tourendpunkt zurück in Richtung San Borgia. Es ist
bewölkt und hin und wieder regnet es ganz leicht. aber die Erinnerung an die 200 km lange
Regenfahrt vor 2 Tagen an selber Stelle lassen uns Böses befürchten in der Lehmhölle
Boliviens. Doch das Glück ist uns hold, schnell erreichen wir San Ignazio, machen eine
kurze Rast und erreichen San Borgio gegen 15 Uhr 30. Im Hotel Casablanca gehen
wir essen und machen die Bekanntschaft eines Israeli, der Peru und Bolivien bereist. In English
tauschen wir die jeweiligen südamerkanischen Erlebnisse aus und legen uns dann bis 18 Uhr
flach. Um 20 Uhr folgt der obligatorische Plazabesuch,
um den die Jugendlichen wieder auf ihren Mopeds ihre Runden drehen. Um 22 Uhr 30
gehen wir schlafen.
Sonntag 26.11. km 220 Tag der Pannen
Wiedermal ein Platten, diesmal an der 200er bei km 75. Gleichzeitig stellt Heimo an der
600er einen Radlagerschaden am Vorderrad fest. Trotz vorsichtiger Fahrweise kam er
nur noch bis San Pecho. Heimo baut das Vorderrad aus und er ind ich fahren 10 km weiter,
Einheimische erklärten uns, dass dort eine gute Reifenwerkstatt sei, und uns dort
vielleicht geholfen werden kann. Auf dem Weg dorthin fuhren wir mit dem Auto noch einen
Platten. Leider mussten wir feststellen, das das Ersatzrad eine falsche Größe hat und so nicht
passt. Das 2. Ersatzrad hatte einen kaputten Mantel. Der Moteur wusste sich aber zuhelfen
und klebte in den kaputten Mantel ein Stück Schlauch. der reifen wurde dann auf die alte
Felge gezogen. Ein Radlager für die 600er bekamen wir nicht. Nach 3 Stunden waren wir
zurück in San Pecho und hatten Glück, dass uns Bernd und Jürgen noch kannten, denn
sie hatten mit einigen Einheimischen um die Wette gesoffen. wir zerlegten die 600er,
sodass sie ain den Jeep passte. Heimo saß hinten mitten im Gepäck und wir fuhren die 68 km
über den Andenpass nach Caranavi. Am Hinweg war diese Straße noch halbwegs o.k.,
aber die Unwetter der letzten Tage haben Teile der Straße abgerissen und in einen fast
unfahrbaren Zustand gebracht. In Caranavi hatten wir unverschämtes Glück, denn wir
bekamen ein passendes Radlager für die 600er und Heimo machte sie wieder fahrbereit.
Es dämmerte bereits, wir aßen noch ein Pollo und bezogen das beste Hotel am Ort, es
hatte sogar Swimmingpool. Nach ausgiebigem Bad aßen wir noch ein hervorragende
Hühnersuppe. Ich besuchte noch einen Frisör und ließ mir die Haare schneiden und
den 10-Tagesbart rasieren.
Montag 27.11. km 215 Bemerkung: das Schnarchen meines Zimmergenossen Jürgen nimmt
von Nacht zu Nacht zu.
Um 6 Uhr weckt uns der Wecker aus dem Nachbarzimmer. Um 7Uhr 30 konnten wir
den wohl anstrengensten Teil unserer Tour in Angriff nehmen. Wir waren auf der Gold-Route.
Für die ersten 75km bis Guanlay benötigten wir 2 Stunden, dann kamen steile Auf- und
Abfahrten, sowie Flußdurchfahrten, die Heimo und Bernd auf den Mopeds alles abverlangten.
Die nassen glitschigen Lehmpassagen liesen sich nicht umgehen und sorgten dafür,
dass die Motorradklamotten die rote Lehmfarbe annahmen. Jürgen und ich hatten es da im
Jeep schon einfacher, wenn er sich die rote Pampe quälte.
Nach weiteren 3 Stunden und 35 km erreichten wir Mapiri, dort stärkten wir uns für die
Weiterfahrt. Kurz danach, verfehlten wir uns dann bei der längsten Flussdurchquerung
(900m). Erst dachten Jürgen und ich die anderen sind schon durch und beeilten uns,
sie einzuholen. Wir wunderten uns, dass sie nicht auf uns warten und hatten dann
Zweifel, ob sie nicht hinter uns sind, wie es dann auch war. Die Verzögerung entstand
daraus, dass Heimo auf seiner 600er eine einheimische Schönheit aufsitzen lies und ein
Stück mitnahm. Die 600er nahm ihm das übel und bestrafte ihn mit einem Rahmenbruch
hinter der Sitzbank, trotzdem konnte er aber weiterfahren. Nun warteten die steilsten Auf-
und Abfahrten auf uns.
Nachdem wir, Jürgen und ich uns ein köstliches Eis gegönnt und eine
halbe Stunde gewartet haben, fuhren wir auch weiter in der Hoffnung, die beiden am
heutigen Endpunkt Consata (1200m Meeresköhe) wieder zu treffen. Das war dann auch so,
die beiden saßen schon mit Einheimischen beim Cervessa, als wir bei Dunkelheit Consata
erreichten. Wir konnten nicht mehr rekonstruieren, wie die beiden an uns vorbeikamen.
Wir gesellten uns dazu in dem gemütlichen Lokal, Gottesanbeterinnen hingen majestätisch
an den Wänden. Um 22 Uhr bezogen wir eine ganz einfache Unterkunft mit Dusche und Toilette
im Freien. Ein Bier noch (Verfallsdatum längst vorbei) und dann ging`s ins Bett.Vielleicht lags
am letzten Bier, Heimo und ich trafen uns 2x an der Toilette, was für den Wartenden nicht
angenehm war, weil es in Strömen regnete. Mir schwante nichts gutes für den morgigen Tag.
Dienstag 28.11. km 290
Beim Frühstück fragte uns die Hauswirtin, obwir ihren Sohn ein Stück mitnehmen können,
er hat einen Goldnugget und will ihn in La Paz verkaufen. auf dem Weg zum 1. Pass
(3000m)wollten wir unsere Spritvorräte ergänzen, sie hatten aber nur noch 20 Liter,
besser als garnichts. Wir fuhren weiter Richtung Sorata und kamen auf 4270m,
bei herrlicher Sicht auf die schneebedeckten 6000er. Mittags kehrten wir in Sorata ein.
Wir wollten noch eine Grotte besichtigen, doch die Zeit wurde langsam knapp und so
fuhren wir weiter über den nächsten Pass nach Achacachi und von dort aus zum
Titticacasee, den höchsten schiffbaren See der Welt. Die letzten 50km waren geteert
und so kamen wir schnell nach Carabaca von wo aus wir mit dem Fährboot nach Copacopana
übergesetzt wurden. Von nun an nahmen die Missverständnisse ihren Lauf.
Geplagt von Magenproblemen fuhr ich vor den anderen los in Richtung Copacopana
Stadt (40km), um schnell ein Hotel zu finden. Ich fuhr an diesem Tag die 200er,
die sowieso in 4000m Höhe ihre Leistungsprobleme hatte. Mit den Gedanken, die
holen mich schon ein, hatte ich den Ortsrand erreicht. Ich wartete ein angemessene Zeit,
hielt es aber nicht mehr aus und fuhr zum Hotel Amassador, stellte mein Moped ab und
checkte ein. Mehrmals führ ich durch die kleine Stadt um die anderen zu finden, keine
Chance. Da es schon nachts und außerdem bitterkalt war, machte ich mich mit dem Taxi
auf zurück zur Fähre, vielleicht hatten sie ja eine Panne. Ich konnte sie aber auch
jetzt nicht finden. Um 23 Uhr war ich zurück im Ambassador, ließ meine 200er vor
anderen sie sehen konnten, wenn sie vorbeikommen sollten. das Hotelpersonal gab mir zu
verstehen, dass sie aufpassten.
Mittwoch 29.11. km 230
Nachts gegen 2 Uhr 30 konnte ich aus Angst um das Motorrad nicht mehr schlafen und tastete
mich im finstern vor in Richtung Ausgang, um festzustellen, das die Bolivianer mein
Moped in den Eingangsbereich gestellt haben.
Es war so und ich schlief bis 6 Uhr morgens. Dann legte ich die Schlüssel am Empfang, weil noch
niemand da war, und verlies das Hotel und fuhr wieder zur Fähre, es war bitterkalt, die
schneebedeckten Berge im gleißenden Sonnenlicht vor mir. Total durchfroren kam ich
wieder an der Fähre an. Ich tankte und fuhr wieder zurück.
Meine letzte Hoffnung, sie müssen ja irgendwann am Hafen in Copacopana erscheinen war
richtig. Statt froh zu sein, uns wieder getroffen zu haben, kam es zum großen Streit mit
gegenseitigen Schuldzuweisungen. Auch die andern waren nachts nochmal unterweg um
mich zu suchen.
Wir frühstückten und fuhren mit einem lauten Uraltboot hinaus zur Sonneninsel
(1,5 Std.). Dort besteigen wir die von Inkas angelegten Terrassen. In 4100m
Höhe japsen wir nach Luft. am Rückweg besichtigten wir noch die Ruinen des Tempels
Beel Cohaino und fuhren dann zurück nach Copacopano. Unsere Stimmung war
immer noch gedrückt von den gestrigen Odyssee. Wir aßen in einem Strandlokal Titicacafisch,
bummelten noch durch den Markt und kauften noch das ein- oder andere Andenken.
Mein Magen rumorte weiter und so musste ich immer wieder ein Örtchen aufsuchen.
Nun fuhr ich das 6. Mal die Strecke zurück zur Fähre. Die 120 km nach La Paz fuhren
wir in Jeans, aber auf 4100 m Höhe ist es sehr kalt, so um den Gefrierpunkt und wir kamen
durchfroren am Alto Plano; dem Flughafen und Ärmstenviertel von La Paz an. Es blitzte und
donnerte als wir zum Zentrum fuhren. Im dichten Verkehr kamen wir nur langsam
vorwärts und erreichten das Hotel Latina gegen 19.Uhr 30 im Dunkeln. Wir checkten ein,
ließen uns die Stiefel putzen und machten noch einen Bummel am San
Franzisco Platz. Menschenmassen, Verkaufsbuden boten ihre Waren an, immer auch
die Föten von Lamas, die Glück für Familie und Besitz bringen sollen. Polizisten an
allen Ecken zeigte ihre Präsenz und uns, dass sich La Paz in einem gefährlichen Zustand
befindet. Um 22 Uhr 30 kehrte wir ins Hotel zurück.
Donnerstag 30.11.
Wir brauchten US Dollar für Massimo und mussten zur Bank. Nach einigen Hin und Her
bekamen wir unsere Dollars. Dann besuchten wir nochmal den Hexenmarkt, wo
anscheinend Tag und Nacht der Teufel tobt. Um 10 Uhr 30 steuerten wir mit dem
Toyota unser letztes Ziel an, den Chakaltaya. Das ist der Hausberg von La Paz,
dort kann man in 5500m Höhe fast das ganze Jahr Skifahren. Das war was besonderes
für unseren Skilehrer, dem Heimo. Die Anfahrt über den Alto Plana kannten wir ja schon
und von dort aus ging`s sehr eng und steinig, teils auch im Schnee hinauf zum Gipfel.
Bernd, unser heutiger Fahrer wurde höhenkrank. Ihm wurde speiübel und
er hatte starke Kopfschmerzen. Am Endpunkt deWeges, auf 5270m, erfuhren wir,
dass heute der Skibetrieb eingestellt ist, wegen Tauwetter. So blieb es bei einer
Besichtigung der Piste und der Liftanlage.
Heimo war natürlich enttäuscht, keine Schwünge auf dem höchsten Skigebiet der Welt,
unternehmen zu können. So traten wir den Rückweg an.
Zurück im Hotel setzten wir uns mit Massimo in Verbindung, der dann nach einer Stunde
bei uns war. Er besichtigte seine ramponierten Motorräder und den Toyota. Es machte
den Eindruck, dass er den Zustand (Ritzel, Kettenrad, Stoßdämpfer, an beiden Mopeds,
Rahmen an der 600er) so erwartet hatte und er froh war, als wir ihm erzählten, welche
Tour wir gefahren sind, dass nicht noch mehr an den Fahrzeugen kaputt war.
Allein unsere letzten 3 Tage, die sogenannte "Goldtour", macht er geführte 7-tägige Endurotouren.
Wir brachten die Fahrzeuge zurück in den Hondastützpunkt, bezahlten die 2. Hälfte der
Fahrzeugmiete, verabschiedeten uns recht herzlich, dass wir auch Werbung für
Massimo`s Geschäft machen würden, und fuhren mit dem Taxi wieder zum Hexenmarkt.
Wir gingen nochmal zusammen in ein Cafe, Heimo und Jürgen sahen sich noch eine
Folklorefestival an, während Bernd und ich ins Hotel zurückkehrten.
Freitag 1.12
Frühmorgens holt uns ein bestelltes Taxi ab und bringt uns zum Flughafen. Über Miami,
Chicago flogen wir nach München.
Willi Dumhard